Brav sein ist schwer

"Brav sein ist schwer" - Marlen Haushofer - 1920 - 1970 schrieb 1965 dieses Buch, hier der Einband der 3. Auflage 1969.

Der legendäre Literatur- und Theaterkritiker Hans Weigel, 1908 - 1991, war einer ihrer Mentoren und Förderer, allerdings irrte er sich in der Analyse, dass die aus Molln bei Steyr stammende Schriftstellerin, die auch einige Erwachsenen-Romane geschrieben hat, meinte, dass sie doch bitte ernsthaftes und keine Kinderbücher schreiben soll, so hieß es einmal in einem Nachruf auf sie zu einem Todestag-Gedenken.

Wer aber sagt, dass das stimmt? Kinderbücher  sind eben kein Kinderspiel, auch die müssen geschrieben werden, mal abgesehen davon, dass ohnehin die wenigstens Schriftsteller/innen vom Schreiben alleine leben können, so sind sie oft auch Germanisten/innen, Übersetzer/innen, selber Rezensenten/innen oder überhaupt neben einem völlig anderen Hauptberuf noch Schriftsteller/innen.

NIcht nur, dass über Kinderbücher auch späteres Lesepublikum gewonnen werden soll - auch für künftige eigene Werke - so werden Kinder auch durch gute Literatur zum Lesen gebracht und lernen viel fürs Leben, vorausgesetzt Kinderbücher sind anspruchsvoll geschrieben.

Erzählungen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, die in meiner Kindheit auch noch immer wieder gelesen werden, wurden auch oft ohne viel Rücksichtsnahme auf die Erziehungsarbeit geschrieben, aber auch hier gibt es gute Gegenbeispiele, dass das nicht verallgemeinert werden darf, im Kinderbuch-Klassiker "Der Struwelpeter" wird schon im 19. Jahrhundert sehr wohl in die Formung von Menschen eingegriffen, als ein "Niklas" genannter stregner Typ, der auch wie der Heilige Nikolaus gekleidet ist, 3 schlimme Bubn in ein Tintenfass steckt, die zuvor einen "Mohren"- wie man damals durchaus auch wohlmeinend - schwarze Menschen genannt hat, auslachen, so dass sie dann nacher selber ganz schwarz sind, inklusive dem Gewand, das sie tragen.

 

Zurück zum Werk selber: die leider 1970 noch vor ihrem 50. Geburtstag an Knochenkrebs verstorbene Roman-Schriftstellerin hat sich hier ein wenig selber und vor allem auch ihre Familiie dargestellt, Fredi - eigentlich Manfred - der 10-jährige Erzähler, der mit seinem 5-jährigen Bruder Buz (das ist eine gebräuchliche Dialektbezeichnung für den "Teufel", Buz ist ein recht lebhafter Bub) und seinen Kusinen Micky und Lisa, 10 und 4 Jahre alt, den Sommer bei den Großeltern auf dem Land verbringt, könnte durchaus einer der beiden Söhne von Marlen Haushofer sein.

Dem Zeitgeist entrpechend werden die Kinder bereits so gut wie ohne Schläge erzogen, Fredi selber bekommt nur am Anfang ob seines katastrophalen Zeungisses ein einziges Kopfstücke vom Vater, der Großvater, der ein Sägewerk betreibt und daher immer eine Kanzlei hat, die die Kinder nur mit seiner Erlaubnis betreten dürfen, bestraft die Kinder viel lieber mit solchen Aufgaben, die sie Fehler einsehen lassen, als sie an einem Regentag einmal die Bettdecken und Pölster durch das Haus tragen und diese dabei so beschädigen, dass überall die Feden herumfliegen.

Der Nachbar von den Großeltern, Stefan, ein Junggeselle, holf sie von der Bahn mit der Pferdekutsche ab und erzählt von seinen Krankheiten, die Großeltern meinen, dass er so eine Art "eingebildeter Kranker" ist, das könnte aber durchaus ein versteckter Hinweis sein, wie es der bereits erkrankten Schriftstellerin selber in ihrer Umgebung ergangen sein könnte.

 

Jedenfalls ist das sympahtisch daher kommende Buch ein "Bestseller" geworden, damals nannte man sowas vermutlich noch eher einen "Renner" und so erschien noch im Todesjahr der Autoin 1970 eine Fortsetzung mit "Schlimm sein ist auch kein Vergnügen".

 

Das besprochene Buch liefert nicht nur eine Hommage an die Kindheit von Volksschüler und Kindergarten-Kindern in den 1960ern, es zeigt uns auch in guter Weise, wie das Leben am Land für Stadtmenschen damals war - und wie Kinder mit viel Geduld und Liebe erzogen werden.

 

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In den 1960ern warb man so für österreichische WC-Papier-Rollen
Werbe-Kuriositäten aller Art