DER JUNGE MIT DEN GOLDHOSEN - MAX LUNDGREN 1967/deutsch 1969

Toller April-Gag, wenn die Arbeit von einer guten Viertelstunde + dahin gegangen ist, man sollte langsam ein wenig Geld haben, das man in eine ordentliche Blog-Seite stecken kann oder einen besseren PC daheim ... aktuell bin ich im Übungsraum vom Kurs-Institut ...

 

Also: Wer mit Schweden nur Astrid Lindgren verbindet, dem fehlt was.

 

Ich meine in Sachen Kinder-Literatur.

 

Nicht falsch verstehen, die Dame war genial: 1907 - 2002 ist ihre Haupt-Heldin, die alle gerne gelesen haben und die 1968/69 erstmals in die Kinos kam, Pippi Langstrumpf, witzig, endlich einmal ein Mädchen, dass nicht so brav ist, damals litten ja viele junge Damen unter dem Klischee, sie sind es, die immer zur Freude der Eltern brav sind, gut gekleidet, zu jedem Damen-Teekränzchen oder als Begleitung der ganzen Familie immer herzeigbar, die Buben hingegen liebten den Schmutz, rauften gerne, bildeten Banden, mit denen sie zwar nicht die Gegend terroristierten, aber sie kämpften stets gegen andere Schulen oder Wohngegenden und deren männliche Vertreter. Und dann kommt die alleine lebende Tochter eines Piraten und zeigt da völlig neue Seiten.

 

Max Lundgren ist zwar nur 3 Jahre nach Astrid Lindgren gestorben, aber er ist 3 Jahrzehnte jünger gewesen: 1937 - 2005.

Und so spielt sein Buch in einer völlig anderen Zeit, in den ausgehenden 1960ern.

Torsten, genannt Tocken Nilsson, ist Redakteur beim Skaner Tagblatt für alle Themen in Sachen Jugend und Familie, ein gutmütiger, aber gerne viel trinkender alter Herr, also eigentlich aus Sicht der Kinder.

Weil die Besprechungen so oft in der nächsten Bar weitergeführt werden, die in der Redaktion begonnen haben, ist er geschieden, hat viele Schulden und kann dem Jüngsten (die beiden anderen Söhne wohnen bei der Mutter) nicht viel bieten, nicht einmal einen Urlaub.

Als dieser, der 13-jährgie Mats sich ein Fahrrad zulegen will, rät ihm der befreundete Fahrrad-Händler, der auch repariert, ein gutes gebrauchtes und als er den noch schnell vor dessen Urlaub aufsucht, findet er in der Gesäßtasche seiner alten Hose einen 10-Kronen-Schein, er macht sich sofort auf den Weg, greift aber verwundert über den Fund ein weiteres Mal auf seinen Hintern und zieht einen weiteren Geldschein aus seiner Hose.

Er kommt dahinter, dass er so viel Geld bekommt, dass er seinem Vater vormacht, mit dem Fahrrad-Händler beim Toto gewonnen zu haben, sie fahren also gemeinsam auf Urlaub und mieten dort einen Kutter, den sie prompt verlieren und als sie schiffsbrüchig werden und sich mit Mühe schwimmend retten könnnen, wird der Vater stutzig, dass der Sohn seine schwere Hose anbehält, dieser klärt den ungläubigen Vater auf und zurück in Malmö stellt er den Vater an, der sich beurlauben lässt, so dass sie dem Sommer über Geld vermehren, um es wohltätigen Zwecken zu zuführen.

Selbst wenn wir geläuterten Erwachsenen nie an so eine Wunderhose glauben würden, ist das Buch jedenfalls lesenswert, macht sich doch Mats Illusionen über gute und böse Menschen und der Vater kann ihn aufklären, wie das Geld die Menschen verdirbt, sie ziehen einen schwungvollen Spenden-Betrieb auf und reisen sogar über Kairo mit einem Linienflugzeug und einer waghalsigen Reise mit einem "Seelenverkäufer", so einem 2-motorigen alten Propeller-Flugzeug nach Bara Neuda, um an der Einweihung einer der von ihren Spendengeldern ermöglichten Schule teil.

Dabei sieht Mats, dass auch in einer Diktatur nicht alles so gut ist, ein guter Seitenhieb an die vielen etwas illusorischen Weltverbesserer in der 2. Hälfte der 1960er-Jahre, wir lieben deren Resultate, die unsere heutige Welt um einiges verbessert haben (auch wenn noch immer sehr viel zu tun ist), aber ein wenig gehört deren Naivität aufs Korn genommen, was da ebenso geschieht.

Längst ist das Buch vergessen worden, nicht der daraus resultierende Film (1975), aber es ist immer lesenswert. Ich kann es nur empfehlen.

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In den 1960ern warb man so für österreichische WC-Papier-Rollen
Werbe-Kuriositäten aller Art